Am ersten Samstag im Februar durfte ich einen Tagesworkshop “Zukunft der Musikvereine” im Steirischen Blasmusikverband leiten. Es war der erste Workshop in Österreich für mich und nicht nur deshalb sehr spannend. Mehr als 40 Teilnehmer haben mich in diesem Workshop vor eine Herausforderung gestellt. Der gegenseitige Austausch zwischen den Teilnehmern ist bei diesen Zukunftsworkshops extrem wichtig. Aber wie ihr Euch vorstellen könnt, ist das bei so vielen Teilnehmern nicht ganz einfach….
À propos Austausch. Ich stelle bei den Zukunftsworkshops in den Verbänden immer wieder fest, wie groß das Bedürfnis nach dem gegenseitigen Austausch ist. Gerade die beiden Halbsätze “Wie macht Ihr das eigentlich…” und “Wir machen das bei uns so…” höre ich vor allem in den Arbeitsgruppen, die ich in den Workshops anbiete, unzählige Male. Und zusammen mit meinen Ideen und Erfahrungen ergibt das jedes Mal eine Fülle von Lösungsansätzen. Die Teilnehmer gehen ge- und erfüllt von neuen Ideen zurück in ihre Heimat-Musikvereine.
Wie in jedem Workshop starteten wir mit einer Kennenlernrunde. Mir sind diese Kennenlernrunden sehr wichtig. Einerseits erfahre ich da, welche Funktionen die Teilnehmer jeweils ausüben, kann erfahren, mit welchen Erwartungen die Teilnehmer angereist sind und während dem Seminar darauf eingehen. Außerdem kennen sich die Teilnehmer – obwohl MusikerInnen aus dem gleichen Verband – nicht unbedingt persönlich. Um aber auch den Austausch für die Zukunft zu gewährleisten, finde ich es wichtig, dass sich die Teilnehmer kennen lernen. Mit Workshop-Schluss soll ja der Austausch auf keinen Fall beendet sein.
Damit sich die Teilnehmer immer wieder mit anderen Personen austauschen, setze ich die Arbeitsgruppen mit kleinen Spielchen jedes Mal anders zusammen. Auch die Wahl des zu bearbeitenden Themas – in unserem Fall die Themen Jugend, Musik/Musiker, Organisation und Finanzen – überlasse ich nicht den Teilnehmern. Dies um zu erreichen, dass sich diejenigen, die sich beispielsweise immer um Jugend kümmern, auch einmal über ihr eigenes Gebiet und den Tellerrand hinausschauen.
In der Steiermark haben sich zunächst einmal 8 Arbeitsgruppen mit den Problemen in den Bereichen Musik/Musiker, Organisation, Finanzen und Jugend auseinander gesetzt. Da sich jeweils zwei Gruppen mit den gleichen Bereichen beschäftigt haben, gab es zwar Überschneidungen, aber auch ein genaueres Bild, vor was für Problemen die Musikvereine stehen. Bereits beim Vorstellen der Ergebnisse haben wir einige Lösungsansätze diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht. Die Probleme haben wir anschließend nach Dringlichkeit bewertet.
In 8 weiteren Arbeitsgruppen haben wir uns dann ganz konkret um die jeweils 2 wichtigsten Problemfelder gekümmert. In der Steiermark waren dies:
Bereich Musik / Musiker:
- Probenteilnahme / Motivation – 39 Punkte
- Fehlendes Pflichtbewusstsein – 28 Punkte
Bereich Organisation:
- Konfliktscheu (Die Verantwortlichen scheuen sich vor „schwierigen“ Gesprächen) – 27 Punkte
- Fehlende Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen – 18 Punkte
Bereich Finanzen:
- Sponsoren – 25 Punkte
- Unterstützende Mitglieder – 24
Bereich Jugend:
- Rechte & Pflichten vorleben (Eltern, Musiker, Vorstand, Lehrer…) Vorbildwirkung – 32 Punkte
- Wie kommt man zu Nachwuchs – Kontakt Schulen / Eltern / …. – 22 Punkte
Anschließend wurden die Gruppenergebnisse und Ideen vorgestellt und aus dem Teilnehmerfeld und mir ergänzt.
Wir haben sicher an diesem Tag die Probleme in den Musikvereinen in der Steiermark nicht gelöst, jedoch viele Ideen gesammelt um gewisse Dinge in die richtige Richtung zu schubsen. Was nun jeder mit seinem Rucksack an neuen Ideen in seinem Heimatverein macht, ob überhaupt etwas davon umgesetzt wird und ob er auch die anderen Vereinsverantwortlichen von diesen Ideen überzeugen kann, bleibt momentan im Ungewissen und spannend. Ich bin zuversichtlich und hoffe das Beste. Die Rückmeldungen zum Workshop haben mich jedenfalls sehr gefreut…